Glossar

Arbeitserziehungslager (AEL)

Ab 1940 dienten „Arbeitserziehungslager“ als Disziplinierungsmittel der Unternehmen gegenüber ihren deutschen, aber insbesondere auch ausländischen Arbeitskräften und der Ausbeutung von Zwangsarbeiter*innen.
Eher unpolitische Formen der Widersetzung wie Zuspätkommen, Krankfeiern, Sabotage und langsames Arbeiten sowie Fluchtversuche wurden hier hart bestraft. Die Betriebe zeigten die jeweiligen Arbeiter*innen dazu bei der Polizei an, die dann die Staatspolizei einschaltete. Die Gestapo betrieb die AEL in Zusammenarbeit mit den Unternehmen. Die Lebensbedingungen in den AEL glichen denen eines Konzentrationslagers, mit dem Unterschied, dass die Haftzeit auf 21 Tage bis 3 Monate begrenzt war. Während dieser Zeit wurde die Arbeitskraft der Häftlinge in nahe gelegenen Unternehmen ausgebeutet. Die relativ kurze Haftdauer diente dazu, den Firmen ihre Arbeitskräfte schnell wieder zur Verfügung zu stellen.

Auschwitz-Birkenau

„Auschwitz“ ist der deutsche Name der Stadt Oświęcim, im Süden Polens gelegen. In Auschwitz befand sich bis Januar 1945 das größte nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager. Bestehend aus drei verschiedenen Standorten (Auschwitz I, Auschwitz-Birkenau, Monowitz) entstand dort ab 1940 ein Lagerkomplex. Für das Hauptlager Auschwitz I nutzte die SS Kasernen der polnischen Armee: Über dem Eingangstor wurde der Schriftzug „Arbeit macht frei“ angebracht. 1941 wurde der Bau des Lagers Auschwitz-Birkenau befohlen. Auf einer 40 Quadratkilometer großen Fläche ließ die SS eine gigantische Barackenstadt errichten, in der bis zu 200.000 Menschen untergebracht waren. Auschwitz-Monowitz diente vorrangig als Lager für Zwangsarbeiter*innen, die in den Werken der IG Farben arbeiten mussten. In den Lagern Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau betrieb die SS sogenannte Gaskammern mit dazugehörigen Krematorien. Aufgrund eines durchtechnologisierten Systems der massenhaften Ermordung durch Giftgas, tötete die SS in Auschwitz-Birkenau ca. eine Million Menschen. Das, was man aus Sicht der Nationalsozialist*innen noch von den Leichen gebrauchen konnte, wie Zahngold und Haar, aber auch das Hab und Gut der Opfer, wurde weiterverwendet oder verwertet. Ende Januar 1945 wurde der Lagerkomplex von der sowjetischen Armee befreit. Aufgrund der hohen Zahl der Opfer und des an diesem Ort besonders ersichtlichen Anliegens der SS, die Menschen zu quälen und zu ermorden, die nicht in ihr Weltbild passten, wird „Auschwitz“ heute auch als Synonym für die von den Nationalsozialist*innen begangenen Verbrechen gebraucht.

Auskragung

Das Herausragen oder Vorspringen eines Bauteils über die vom Grundriss vorgezeichnete Linie.

Besatzung Deutschlands ab 1945

Am 7. und 9. Mai 1945 unterschrieben die Oberbefehlshaber der Wehrmacht die bedingungslose Gesamtkapitulation gegenüber den Alliierten, also nicht nur die militärische, sondern auch die staatlich-politische Kapitulation. Am 5. Juni 1945 übernahmen die vier Hauptsiegermächte, Frankreich, USA, Großbritannien und die Sowjetunion die oberste Gewalt in Deutschland und teilten das Land in vier Zonen auf. Schon während der Kriegskonferenzen der Alliierten ab 1943 wurde über die Teilung Deutschlands verhandelt, um ein Wiedererstarken des Landes zu verhindern, um die nationalsozialistischen Täter*innen strafrechtlich zu verfolgen und Deutschland somit zu „entnazifizieren“. Die Besatzungsmächte hatten die volle politische Kontrolle und nur schrittweise wurden deutsche politische Organisationen wieder zugelassen. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte kam es zu einer zunehmenden verschärften Distanzierung zwischen der Sowjetunion und den Westalliierten. 1949 wurden als eine Konsequenz aus diesem Konflikt die beiden deutschen Staaten, die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik, gegründet.

Demilitarisierung Deutschlands

Einer der Kernpunkte des 1919 nach dem Ersten Weltkrieg unterzeichneten Friedensvertrages von Versailles, war u.a. die Entmilitarisierung des deutschen Heeres.

Deportation

Wenn Menschen in größeren Gruppen, unter Androhung und auch Anwendung von Gewalt aus ihrer Heimat verschleppt werden, nennt man das Deportation. Unter diesen Bedingungen sind Deportationen völkerrechtswidrig. Durch die Nationalsozialist*innen wurden Millionen Menschen in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Als Zwangsarbeiter*innen für die Rüstungsindustrie verschleppten die Nationalsozialist*innen Millionen Menschen aus den besetzten Gebieten in das Deutsche Reich.

„Displaced Persons“/DP-Camps

Am Ende des Zweiten Weltkrieges hielten sich zwischen 9 und 10 Millionen so genannte „Displaced Persons“ auf dem ehemaligen Gebiet Nazi-Deutschlands auf. „Displaced Persons“ wurden Menschen mit nicht-deutscher oder gar keiner Staatsangehörigkeit genannt, die von den deutschen Besatzungsbehörden in deutsches Gebiet verschleppt wurden waren oder dorthin flüchteten. Nach dem Krieg wurden sie von Hilfsorganisationen und der UNO betreut und entweder zurück in ihr Heimatland gebracht oder siedelten in andere Staaten über. Bis zu ihrer Repatriierung lebten sie häufig in so genannten DP-Camps.

Ernst Sagebiel (1892-1970)

Ernst Sagebiel war ein deutscher Architekt, der während der nationalsozialistischen Herrschaft zu einem der bedeutendsten Architekten des „Reiches“ aufstieg. Neben dem Flughafen Tempelhof, errichtete er u.a. auch das Reichsluftfahrtministerium in Berlin.

Gestapo

Die Gestapo (Geheime Staatspolizei) wurde im April 1933 gegründet. Ihre Hauptaufgabe war die Verfolgung politischer Gegner*innen und von Menschen, die nicht in die Schemata der NS-Ideologie passten oder hinein passen wollten. Die Gestapo konnte für diese Menschen willkürlich „Schutzhaft“ verhängen, was bedeutete, dass sie ohne rechtlichen Beistand und richterliches Urteil in Konzentrationslager inhaftiert werden konnten. Die Beamt*innen waren nach Beginn des Krieges europaweit tätig, bespitzelten, verfolgten, inhaftierten, folterten und ließen Menschen deportieren, die aus politischen und vermeintlich rassischen Gründen, nicht mehr frei leben sollten. Während des Zweiten Weltkrieges stellte die Gestapo Beamt*innen für Einsatzgruppen zusammen, die innerhalb der besetzten Gebiete Erschießungen von jüdischen Menschen durchführten und auch Kommandos für die Deportation bildeten. 1944 gehörten etwa 30.000 Personen zur Gestapo. Im Nürnberger Prozess 1945/46 wurde die Gestapo zur verbrecherischen Organisation erklärt.

Heimatschutzarchitektur

Ein Architekturstil der Bauwerke an die sie umgebende Kulturlandschaft anzupassen sucht. Hierbei kamen vor allem ortsübliche Baumaterialien zur Verwendung.

Hermann Göring (1893-1946)

Hermann Göring war Oberbefehlshaber der Luftwaffe und einer der einflussreichsten Politiker des „Dritten Reiches“. Er wurde 1946 in Nürnberg als einer der Hauptkriegsverbrecher zum Tod durch den Strang verurteilt, beging aber vor der Vollstreckung Selbstmord.

Holocaust

Das Wort entstammt dem Altgriechischen und bedeutet „vollständig verbrannt“. In der englischsprachigen Presse wurde „Holocaust“ 1942 das erste Mal als Bezeichnung für die Ermordung der europäischen Juden und Jüdinnen durch die Nationalsozialist*innen verwendet. 1948 etablierte sich von jüdischer Seite der Begriff „Shoah“ für den Massenmord am eigenen Volk. Im Englischen wird „Holocaust“ heute synonym für „Shoah“ verwendet, im Deutschen bleibt der Begriff unklar: Manchmal umfasst er auch den Massenmord an den Sinti und Roma oder gar alle nationalsozialistischen Verbrechen.

Ju 87

Die Junkers Ju87 war ein einmotoriges Flugzeug, das von 1937 bis 1944 produziert wurde. Die Ju87 wurde vorwiegend als Sturzkampfbomber (Stuka) eingesetzt. Insgesamt wurden ca. 6.000 Maschinen produziert.

Ju 88

Die Junkers Ju88 ist ein zweimotoriges Flugzeug, das von 1933 bis 1945 produziert wurde. Sie war eines der Standard-Flugzeuge der Deutschen Luftwaffe. Mit ca. 15.000 gebauten Flugzeugen zählte die Produktion der Ju88 zu den größten Rüstungsprogrammen des „Dritten Reichs“

Konzentrationslager

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 führte man zuerst behelfsmäßige Lager ein, um für die wahllos verhafteten, vermeintlich oder tatsächlichen politischen Gegner Platz zu schaffen, damit sie dort die verhängte „Schutzhaft“ verbüßen. 1934 gründete die NSDAP die „Inspektion der Konzentrationslager“ als Kommandozentrale der Lager. Deren Leiter Theodor Eicke arbeitete seit 1935 systematisch am Aufbau eines Lagersystems. Aus der Existenz von Konzentrationslagern machte das NS-Regime in den ersten Jahren kein Geheimnis. In der Herrschaft über die Lager sah die SS von Beginn an eine ureigene Profilierungschance. Seit Ende März 1936 bewachten die Lager Einheiten der „SS-Totenkopfverbände“. 1936/1937 wurden kleinere Konzentrationslager aufgelöst und, nach dem Vorbild des Konzentrationslagers Dachau, mit dem Neubau langfristig angelegter, großer Lager begonnen. Menschen, die dort inhaftiert wurden, verloren alles, was bisher ihre Persönlichkeit und ihre äußere Erscheinung geprägt hatte: Sie wurden geschoren, nummeriert, nach Gruppen gegliedert und mit verschiedenfarbigen Stoffdreiecken (Winkeln) gekennzeichnet. In einem endlosen Kreislauf von Hunger, Prügel, Mord und Zwangsarbeit sollte die Lagerhaft jede Form von Individualität auslöschen und gebrochene Arbeitssklaven hinterlassen. Die Konzentrationslager wurden während des Krieges zum schärfsten Instrument der deutschen Besatzer

Kreuzbergdenkmal von 1821

Das 18,83 Meter hohe „Nationaldenkmal für die Befreiungskriege“ wurde zum Andenken an die im Kampf gegen Napoleon gefallenen preußischen Soldaten auf dem Berliner Kreuzberg errichtet. Die Architekten waren  Karl Friedrich Schinkel und Johann Heinrich Strack. Die Einweihung des Denkmals erfolgte am 30. März 1821.

Moderne

Umbruch und Abgrenzung der Gegenwart von der Vergangenheit. Abkehr vom lange Tradierten. Vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorherrschende Strömung in der Kunst, Malerei, Architektur, Literatur und im Theater, welche von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ klassifiziert und deren Vertreter*innen verfolgt wurden.

Muschelkalk

Ein aus überwiegend kalkhaltigen Ablagerungen von Muscheltieren und Armfüßern im Bereich nördlich der Alpen ausgebildetes, hellgraues bis beiges Gestein.

Neoklassizismus

Bezeichnung der deutschen Kunstgeschichte für im frühen 20. Jahrhundert übernommene technische und formale Bauprinzipien der Architektur. Anwendung auch in Malerei und Plastik.

Neue Reichshauptstadt

Von Adolf Hitler im März 1942 eingeführter Begriff der „Welthauptstadt Germania“, mit welchem eine Neugestaltung Berlins zur „Großgermanischen Welthauptstadt“ Ausdruck verliehen werden sollte.

Ostarbeitererlasse

Im Juli 1942 wurden für die nun massenhaft nach Deutschland zwangsverschleppten sowjetischen Bürger, die sog. „Ostarbeiter“, ähnliche rassistische Erlasse herausgegeben, wie zuvor für die Polen. Lagerausstattung, Ernährung und Entlohnung waren hier aber noch schlechter. Erst als man feststellte, dass die Diskriminierungen den wirtschaftlich effizienten Einsatz stark einschränkten, erfolgten einige Lockerungen. Die Polen- und Ostarbeitererlasse drückten die niedrige „rassische Wertigkeit“ von Polen, Ukraininern, Weißrussen und Russen in der NS-Ideologie aus.

Ostarbeiter*innen

Im Nationalsozialismus wird der Begriff zunächst umgangssprachlich, dann offiziell für sowjetische und ukrainische Zivilisten, die während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten zu Arbeitseinsätzen im Deutschen Reich mehr oder weniger gezwungen wurden, verwendet. Viele Personen wurden 1941 bei dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Ostgebiete und die Sowjetunion entweder durch falsche Versprechungen oder mit direktem Zwang ins Deutsche Reich verschleppt. Viele Frauen befanden sich unter diesen Personen. Da die Nationalsozialisten sie als „Untermenschen“ innerhalb ihrer Rassen-Lehre betrachteten, war ihre soziale Position im Deutschen Reich äußerst schlecht. Der Begriff wird offiziell das erste Mal in den sogenannten „Ostarbeitererlassen“ von 20.02.1942 verwendet. Diese Erlasse schreiben u.a. das Tragen eines Rechteckes mit dem Wort „Ost“ für die „Ostarbeiter*innen“ vor.

Pentagon

Das Pentagon steht in Washington D.C. und ist der Hauptsitz des Verteidigungsministeriums der USA. Es ist das weltweit achtgrößte Gebäude. Nach nur 16 Monaten Bauzeit wurde das Pentagon am 15. Januar 1943 fertiggestellt.

Polenerlasse

Die polnischen Zwangsarbeiter*innen im Altreich waren rassistischen Vorgaben der Nationalsozialisten unterworfen. Im März 1940 gab Heinrich Himmler den ersten Polenerlass heraus. Die rechtliche und soziale Ausgrenzung umfasste ein Ausgehverbot, das Verbot der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, die Pflicht, ein sogenanntes Polen-Abzeichen zu tragen, die Ahndung von „nachlässiger Arbeit“ mit Arbeitserziehungshaft im KZ, das Verbot Gaststätten zu besuchen und das Verbot von Kontakten zu Deutschen. Auf Geschlechtsverkehr mit Deutschen stand die Todesstrafe. Außerdem bekamen sie geringere Löhne und schlechtere Verpflegung als andere Arbeiter und mussten häufig in Lagern leben. Ab 1942 wurden alle „kriminellen Handlungen“ von Polen ausschließlich durch die Gestapo geahndet. Selbst für kleine Verstöße drohte KZ-Haft.

Reichsdeutsche

Zeitgenössische, umgangssprachliche Bezeichnung für die deutschen Bewohner*innen des deutschen Reiches von 1871 bis 1945.

Reichsflugtag

Bei den Reichsflugtagen sollte das technische Können der deutschen Ingenieure und deutscher Piloten zur Schau gestellt werden.

SA

Die NSDAP gründete für die Auseinandersetzung mit politischen Gegner*innen sowie anderen Parteien und zum Schutz der eigenen Kundgebungen 1921 eine uniformierte und militärisch organisierte Kampftruppe, die so genannte „Sturmabteilung“. Sie spielte eine wesentliche Rolle bei der Erringung der Macht: Um das Aufsehen Andersdenkender zu erregen, trumpften sie auf mit nächtlichen Plakatierungen, Appellen, Aufmärschen und Schlägereien. 1923 wurde die NSDAP und somit auch die SA verboten, jedoch arbeitete sie illegal weiter. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialist*innen erhielt die SA hilfspolizeiliche Vollmachten, wurde legitimiert, politische Gegner*innen zu verfolgen, sowie Terroraktionen gegenüber Juden und Jüdinnen zu verüben. Nach Unstimmigkeiten über Machtansprüche innerhalb der NSDAP ließ Hitler unter einen Vorwand SA-Führer Röhm und andere hohe SA-Führer am 1. Juli 1934 ermorden.

„Schutzhaft“/ „Schutzhäftling“

Die „Schutzhaft“ war von 1933 bis 1945 das am häufigsten angewandte Mittel, politische Gegner*innen sowie die nicht nach NS-Ideologie ins System passenden Menschen aus dem öffentlichen Leben zu entfernen und sie in Konzentrationslagern zu inhaftieren. Eine vorläufige Festnahme ist in den meisten Staaten eine übliche polizeiliche Maßnahme, da Menschen ohne richterlichen Beschluss bis zu 48 Stunden in Gewahrsam genommen werden können, wenn sie eine Bedrohung für sich selbst, das öffentliche Leben oder den Staat darstellen. Für eine längere Festnahme benötigt man anschließend einen richterlichen Beschluss.
Nach der Machtübernahme der Nazis wurde mit der sogenannten Reichtagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 der permanente Ausnahmezustand ausgerufen. Die Notverordnung des Reichspräsidenten „Zum Schutz von Volk und Staat“ diente ursächlich der Machtsicherung. Aufgrund dieser Verordnung war es nun möglich, Menschen zeitlich unbegrenzt als „Schutzhäftlinge“ zu inhaftieren. Dem*der Verhafteten standen keinerlei Rechtsbehelfe mehr zur Verfügung. Anfangs wurden „Schutzhäftlinge“ in Polizeigefängnissen, Strafanstalten oder provisorischen Konzentrationslagern gefangen gehalten; mit der Errichtung ständiger Konzentrationslager wurden sie dort inhaftiert. Im Januar 1938 erhielt die Gestapo die alleinige Verfügung über die „Schutzhaft“, die ausschließlich in staatlichen Konzentrationslagern zu „vollstrecken“ war. Seit Kriegsbeginn im September 1939 weiteten sich diese Befugnisse noch aus. Die Gestapo gebrauchte das Mittel der „Schutzhaft“ rücksichtslos und konnte so mit Terror und Ausgrenzung regieren. Es gab keinerlei Optionen, weder rechtliche noch politische, für den Schutzhäftling selbst, sich aus dieser Willkür-Situation zu befreien. Das Schutzhaftlager war der Teil eines Konzentrationslagers, der mit Stacheldraht umzäunt war und indem sich die Unterkünfte der Häftlinge befanden.

Shoah

„Shoah“ ist das hebräische Wort für „Sturm“, „plötzlicher Untergang“, „Verderben“ und bezeichnet den Genozid an Juden und Jüdinnen zwischen 1933 und 1945. Der Begriff umfasst die schrittweise Entrechtung der Juden und Jüdinnen Europas seit 1933, ihre Enteignung, Deportation, Ghettoisierung bis hin zum systematischen Mord u. a. durch Erschießungen oder das Ersticken durch Giftgas.

Sozialhygiene

Die Sozialhygiene war Teil der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik. Ziel war die „Rassenhygiene“ und die „Volksgesundheit“. Maßnahmen betrafen unter anderem die allgemeine Hygiene, die Ernährung und die Kontrolle von Krankheiten und schädlichen Einflüssen.

SS

Die SS (Schutzstaffel) war eine Sonderformation der NSDAP. In den 1930er-Jahren entstand mit den Wachverbänden der Konzentrationslager eine paramilitärische, bewaffnete Formation, die ab 1936 den Namen „SS-Totenkopfverband“ trug. Mitte 1939 umfasste die Lager-SS 22.000 Mann sowie das so genannte SS-Gefolge, dem Frauen angehörten. Zu Kriegsbeginn wurde sie Teil der Waffen-SS. Die meisten waren jung, viele noch nicht zwanzig, als sie freiwillig in diese Verbände eintraten. Gesellschaftlicher Aufstieg schien ihnen sicher. Sie fühlten sich als Herrenmenschen. Rassismus, Gefolgschaft und Härte waren für sie Tugenden. Ihr Alltag wurde von Drill, Kameraderie und Gräueltaten beherrscht. Viele lebten ihre gewalttätigen Affekte und Machtfantasien hemmungslos aus und sanken zu kaltblütigen Verbrecher*innen herab, denen alle moralischen Maßstäbe abhanden gekommen waren. 1946 wurde die SS als verbrecherische Organisation geächtet.

Stalag III-D

Das Stammlager III-D war ein Kriegsgefangenenlager in Berlin-Lichterfelde (Wehrkreis III). Es wurde im August 1940 gegründet. Seine Kommandatur befand sich in Kreuzberg, wo heute die Amerika-Gedenkbibliothek steht. Die Kriegsgefangenen wurden auch in zahlreichen Zweiglagern untergebracht und auf Arbeitskommandos aufgeteilt, nachdem sie im Stalag registriert wurden. Stammlager waren im Gegensatz zu den Offizierslagern (Oflags) für Mannschaften und Unteroffiziere vorgesehen, was jedoch nicht immer eingehalten wurde.

Templerorden

Die Ausübung der Verwaltungsbefugnisse auf dem Teltow im südlichen Vorfeld Berlins wurde um 1200 n.Chr. dem Ritterorden der Tempelritter übertragen. Ab 1318 Übertragung der Rechte auf die Johanniter.

‚Todesmärsche‘/‚Evakuierung‘

‚Todesmärsche‘ meint das Wegbringen der Häftlinge aus den Konzentrationslagern durch die SS beim Heranrücken der Alliierten. Das Wort ‚Evakuierung‘ verschleiert die Tatsachen: Es wurden nicht Menschen aus einem Krisengebiet in Sicherheit gebracht, sondern zu Tausenden in den Tod getrieben. Die Häftlinge wurden deportiert oder zu Fuß, ohne ausreichende Kleidung und Nahrung, unter Bewachung der SS losgeschickt. Auf diesen Märschen oder Transporten starben aufgrund der schlechten Bedingungen viele Gefangene. Die SS ermordete die geschwächten Menschen unterwegs auch direkt.

Vernichtungslager

Vernichtungslager sind Lager, die die Nazis nur aus einem Grund errichten ließen: für die massenhafte Tötung von Menschen. Hauptsächlich wurden in den Vernichtungslagern Juden und Jüdinnen ermordet, die aus dem gesamten deutsch besetzten Europa in Deportationszügen dorthin verschleppt wurden. Vernichtungslager waren Chełmno, Bełżec, Sobibór, Majdanek, Treblinka und Auschwitz-Birkenau. Entweder wurden diese Lager neu gebaut oder sie waren Bezirke in bereits bestehenden Konzentrationslagern. Die „Endlösung der Judenfrage“, das ist die Bezeichnung der Nationalsozialist*innen für die Ermordung aller europäischen Juden, sollte dort vonstattengehen. Ebenso fand an diesen Orten ein Genozid an den Sinti und Roma statt. Die Menschen wurden in der Regel in Gaskammern durch Giftgas erstickt, ihre Leichen sollten verbrannt und die Asche verstreut oder vergraben werden. Alle Dinge, die sie bei sich hatten, ihre Kleidung, Koffer usw., aber auch ihre Haare, ihre Zähne wurden wiederverwendet oder weiterverarbeitet. Diese Menschen wurden aus Nazi-Sicht lediglich als verwertbare Ware beurteilt.

Volksgemeinschaft

„Volksgemeinschaft“ war ein für den Nationalsozialismus ideologisch aufgeladener Leitbegriff, der im Gegensatz zur als „undeutsch“ empfundenen Gesellschaft verwendet wurde. Als Idealbild eines konfliktfreien Zusammenlebens propagierte sie die Aufhebung „aller Unterschiede in Herkunft, Stand, Beruf, Vermögen, Bildung, Wissen, Kapital“ zwischen den deutschen „Volksgenossen“. Hinter diesem egalitären Versprechen, welches vor allem zur Propaganda diente, stand jedoch ein rassistisches Ausgrenzungsprinzip: Als „deutsch“ und damit Zugehöriger zur Volksgemeinschaft galt nach der NS-Ideologie nur jemand, der zur sogenannten „arischen Rasse“ zählte und die nationalsozialistische Weltanschauung bejahte. Wer den Kriterien der Nationalsozialisten nicht entsprach, wurde ausgegrenzt und verfolgt. Dazu zählten beispielsweise Juden, Sinti und Roma, aber auch Behinderte, Homosexuelle und politische Gegner.

Wasserkaskade

Eine Kaskade ist ein Wasserfall der über mehrere Stufen fällt.

Wehrkreis III

In der Weimarer Republik und während des Nationalsozialismus war Deutschland in Wehrkreise unterteilt. Sie teilten das Gebiet in Reichsverteidigungsbezirke auf, die dort jeweils für die Rekrutierung und Ausbildung der Soldaten zuständig waren. Der Wehrkreis III umfasste die Regierungsbezirke Berlin, Frankfurt (Oder) und Potsdam. Das Wehrkreiskommando hatte seinen Sitz in Berlin.

Werkzeugtheorie

Die meisten Unternehmen, die Zwangsarbeiter*innen beschäftigten, verschanzten sich nach dem Zweiten Weltkrieg hinter der „Werkzeugtheorie“, d.h. sie seien von dem NS-Regime genötigt worden, Zwangsarbeiter*innen zu beschäftigen. Daher fühlten sie sich lange nicht verantwortlich, den Zwangsarbeiter*innen Entschädigungen zu zahlen. Die historische Forschung hat hingegen eindeutig festgestellt, dass viele Unternehmen kein passives Instrument des NS-Staates waren, sondern aktiv Zwangsarbeiter einforderten, um ihren Gewinn steigern zu können. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass sie die Zwangsarbeiter*innen benötigten, um ihre von oben festgelegten Auflagen erfüllen zu können. Ihren durchaus vorhandenen Handlungsspielraum nutzen die Unternehmen aber nur sehr selten zugunsten der Zwangsarbeiter*innen.

Westarbeiter

Der Begriff bezeichnet Arbeitskräfte aus dem besetzten Westeuropa (Frankreich, Niederlande, Belgien). Diese waren bis 1942 teilweise freiwillig ins Deutsche Reich gekommen. Sie waren im Gegensatz du Polen, Ostarbeitern, Juden sowie Sinti und Roma den deutschen Arbeitskräfte in vielen Dingen zumindest formal gleichgestellt. So bekamen sie ähnliche Ernährungsrationen und Lohnsätze wie Deutsche und hatten auch die Möglichkeit, in Privatunterkünften statt in Lagern zu wohnen. Allerdings durften auch sie ohne Genehmigung ihren Einsatzort nicht verlassen. Kontakte zu Deutschen waren zwar unerwünscht und wurden verfolgt, kamen aber dennoch vergleichsweise häufig vor.

Zwangsarbeit

Wenn ein Mensch unter Androhung von Strafen, gegen seinen Willen und mit Gewalt zur Arbeit gezwungen wird, ist das Zwangsarbeit. In Konzentrationslagern gehörte sie seit 1933 zum Alltag, seit Kriegsbeginn wurden Millionen Menschen gezwungen für die Deutschen zu arbeiten. Oft wurden sie dafür aus ihrer Heimat unter vorgetäuschten Bedingungen rekrutiert oder verschleppt.
Anfangs mussten KZ-Häftlinge die Lager selbst aufbauen, später in SS-Betrieben wie den Deutschen Ausrüstungswerken (DAW) oder den Deutschen Erd- und Steinwerken (DESt) arbeiten. In der Sprache der Nationalsozialist*innen hieß das: „Arbeitseinsatz“. Im März 1942 gründete die SS eine spezielle Dienststelle dafür, das „Wirtschaftsverwaltungshauptamt“. Die maximale Ausbeutung der Häftlinge war ihre neue Aufgabenstellung. Nur wer arbeiten konnte, durfte leben; doch viele Arbeiten führten zur Erschöpfung oder zum Tod. Massen von Menschen zwang die SS in diesen Teufelskreis. Die todbringende Zwangsarbeit wurde auch als „Vernichtung durch Arbeit“ bezeichnet.