Gedächtnisgeschichte Tempelhofer Feld: Förderverein für ein Gedenken an die Naziverbrechen auf dem Tempelhofer Feld e. V.
Die Gründung des Vereins beruht auf jahrelangem ehrenamtlichen Engagement von Menschen, die sich für ein Gedenken an die NS-Verbrechen auf dem und um das Tempelhofer Feld einsetzen. Ziel der Vereinsarbeit ist es,durch fundierte historische Forschung und aktives Gedenken die historischen Ereignisse im lokalen öffentlichen Gedächtnis fest zu verankern.
Der Ursprung
Seit den frühen 1980er-Jahren boten die ehemals als SPD-Mitglieder Verfolgten Erwin Beck und Heinz Drebert „Antifaschistische Spaziergänge“ an. Die Geschichte SS-Gefängnisses Columbia- Haus, das später als KZ Columbia weitergeführt wurde, sowie das Schicksal von Zwangsarbeiter*innen rückten ins öffentliche Bewusstsein in Tempelhof und Schöneberg-Kreuzberg. Nach dem Tod von Erwin Beck und Heinz Drebertführten links-politisch organisierte Menschen, etwa die Kreuzberger Jusos, die „Antifaschistischen Spaziergänge“ fort.
Eine Gedenkstätte für die NS-Geschichte des Tempelhofer Feldes?
Mit dem Abzug der Alliierten vom Tempelhofer Flugfeld in den frühen 1990er-Jahren begannen sowohl Berliner Politiker*innen als auch Anwohner*innen und Interessierte die Nach- und Umnutzung des Feldes zu diskutieren. Geschichtsbewusste Einzelpersonen und Institutionen, etwa die Kreuzberger Jusos, die VVN und die Gedenkstätte deutscher Widerstand, appellierten an die städtischen Abgeordneten, eine Gedenkstätte am historischen Ort des KZ Columbia zu errichten.
Bis zur endgültigen Einstellung des Flugbetriebs auf dem Tempelhofer Feld konnten sich Berliner Politiker*innen nicht zu einem einhelligen Gedenkkonzept bezüglich der NS-Geschichte durchringen.
Die Gründung des Fördervereins – Geschichtspolitik mitgestalten: forschen, bilden und gedenken
Erneut formierte sich 2009 ein Bündnis aus Naturschützer*innen, einer Historiker*innen-Initiative, aus Kleingärtner*innen und Anwohner*innen aus Neukölln und Tempelhof. Es protestierte gegen den Bebauungsplan des Tempelhofer Feldes und war sich einig, dass das sichtbare Gedenken an die NS-Geschichte einen fundamentalen Platz nicht nur in der öffentlichen Diskussion, sondern auch in der Nutzung und Gestaltung des Feldes einnehmen müsse. Engagierte beschlossen im November 2010 die Gründung des Fördervereins. Beate Winzer wurde seine Vorsitzende.
Die Aktivitäten des Fördervereins
Der Förderverein existiert als eigene Arbeitsgruppe innerhalb der Berliner Geschichtswerkstatt e. V. In seinem Namen werden Lesungen und Vorträge veranstaltet, themenspezifische Führungen auf dem Tempelhofer Feld durchgeführt sowie ein aktives Gedenken an die NS-Geschichte gefördert. Dazu werden jährlich ehemalige Zwangsarbeiter*innen und Zeitzeug*innen eingeladen, die im April und Mai gemeinsam an die Befreiung Deutschlands durch die Alliierten am historischen Ort des Tempelhofer Feldes gedenken.
Im Verein sind derzeit rund 30 Menschen organisiert, zehn von ihnen arbeiten aktiv an den Projekten. Da sich die Stadt Berlin immer noch nicht zu einer zentralen Gedenkstätte mit institutioneller Förderung bekannt hat, plant der Förderverein für die kommenden Jahre eine Innenausstellung am historischen Ort sowie einen umfangreichen Begleitband, der erstmals fundierte Informationen zur NS-Geschichte des Tempelhofer Feldes für die Öffentlichkeit bereit stellen soll.
Thea Fleischhauer
Links
- Website des Fördervereins
- Website der Berliner Geschichtswerkstatt
- Antrag der Fraktion der SPD und der Linksfraktion: Schaffung eines Gedenk- und Informationsortes am Columbiadamm bei der Ent-wicklung des Tempelhofer Feldes berücksichtigen (PDF-Datei)